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Wir verlassen Sarajevo früh am Morgen und fahren Richtung Montenegro. „Montenegro is my favourite“, sagte schon der Mexikaner. Und Bilder aus dem Internet sind extrem vielversprechend. Und auf dem Weg hin zu dem kleinen Staat merkt man schon in Bosnien und Herzegowina: Die Landschaft wird geiler, Schluchten, Felswände, Flüsse. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns in der kommenden Woche erwarten würde.
Am Abend campen wir noch in Bosnien: Die Schluchten in Montenegro lassen Wildcampen vermutlich nicht zu. Wir finden ein ebenes Fleckchen Gras. Ein wenig Sorgen machen uns noch die Minen und die Bären: Wir laufen daher nur über gemähte Bereiche, wo anscheinend schon Menschen vor uns waren, und deponieren unsere Essenstasche ein Stück weit vom Zelt entfernt. Wir treten weder auf eine Mine, noch sehen wir einen Bären.
Am Morgen steht unser Zelt im Nebel, der vom nahen Fluss aus der Schlucht gestiegen ist. Wir fahren ohne Frühstück los, unsere Vorräte sind aufgebraucht. Zwei Orte nennt unsere Karte noch vor der Grenze, wo wir auf einen kleinen Laden hoffen. Nach 15 km passieren wir die Grenze zu Montenegro. Einen Ort haben wir nicht gesehen. Wir stellen uns auf einen hungrigen Tag ein …
Doch Montenegro bietet sogleich eine überwältigende Ablenkung: Eine Brücke spannt sich in großer Höhe von der einen auf die andere Seite der Schlucht. Auf der anderen Seite mündet sie in einen steinernen Tunnel, einfach so ohne Verkleidung in den Felsen gesprengt. Wie sich herausstellen soll, die übliche Bauweise in Montenegro. Wir fahren entlang von steilen Felswänden durch mindestens 15 Tunnel. Alle 100 m halten wir kurz für ein Foto. Es ist wirklich ein grandioser Traum für einen Radfahrer. Schließlich erreichen wir eine Staumauer; ab hier fahren wir entlang eines Sees: Wieder türkises Wasser, das kennen wir mittlerweile gut. Und wieder dutzende Tunnel.
Plötzlich findet sich links im Berg das Loch eines Tunnels: Das ist unsere Abzweigung. Über Serpentinen, durch Tunnel und entlang von Felswänden windet sich unsere Straße am Berg hinauf, immer mit Blick auf den Stausee. Später wandelt sich die Landschaft und wir fahren über die Graslandschaften von Hochgebirgen: Kein Baum- und wenig Buchbewuchs mehr. Etwas zu essen haben wir im Übrigen immer noch nicht gefunden. Wir plündern Fabians Notration. Ein Baseler Autofahrer schenkt uns eine Flasche Wasser. Hungrig sind wir noch immer. Mehrere Male glauben wir, den Pass erreicht zu haben, um nur ein weiteres Mal festzustellen, dass es noch weiter bergauf geht. Um 18:00 Uhr stehen wir dann endlich auf 1900 m.
Von nun an gehts über schmale Gebirgsstraßen bergab. Die weite Sicht und der geringe Verkehr ermöglichen das Ausnutzen der ganzen Straßen beim Kurvenschneiden; eine geile Abfahrt.
Um 19:00 Uhr erreichen wir endlich Zabljak. Und endlich finden wir einen Supermarkt. Im Ort treffen wir den Motorradreisenden Jan wieder, den wir bei den Plitvicer Seen kennen gelernt haben. Per SMS hatten wir uns in Zabljak verabredet. Er hat ein Apartment gefunden für 10 € die Nacht. Pro Zimmer angeblich, also 3,33 € pro Person. Wir betreten das Apartment: Küche, vier Betten, Bad, Fernseher. Mal gespannt, ob sich Jan und der Vermieter hier richtig verstanden haben …
Aber uns gefällt es hier, wir bleiben hier zwei Nächte. Das tolle an Zabljak: Es gibt hier absolut nichts zu sehen. Also endlich mal ein Ruhetag für uns, der den Namen verdient. Einfach mal nichts tun. Und jetzt im Internetcafé den Bericht schreiben.
In zwei Tagen wollen wir in Podgorica sein, der Hauptstadt. Wir sind gespannt, was Montenegro noch für Überraschungen parat hat.
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