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Am Tilicho Lake

Veröffentlicht am 01.04.2018, 15:45 Uhr im Tilicho Lake Base Camp, Nepal

Betreff: Manang – Tilicho Lake


Die meisten Trekker starten von dem letzten ordentlichen Ort Manang aus direkt zum Thorong-La-Pass durch. Üblicherweise überschreitet man dann am Mittag des dritten Tages nach Manang den höchsten Punkt.

Eine attraktive Alternative ist es, auf dem Weg zum Pass einen kleinen Umweg zum Tilicho Lake in Kauf zu nehmen und so verlassen wir am Samstag den Annapurna-Circuit im engeren Sinne und laufen von Manang ins Tilicho Lake Base Camp.

Nach einer Weile holt uns Sven ein und berichtet seine aufwühlende Geschichte: Er startete zusammen mit zwei Freundinnen und einem Magen-Darm-Infekt in den Annapurna-Circuit und quälte sich die ersten beiden Tage ohne nennenswerte Nahrungsmittelzunahme das Tal hinauf. Als der Infekt gerade ausgestanden war, fing er sich eine Erkältung ein und wurde schließlich bereits im „Mittelgebirge“ höhenkrank. Also stieg er zurück nach Chame ab und schickte seine Begleiterinnen alleine vor. Er selbst wollte nach Pokhara fahren und dort auf sie warten. Doch als er sich schließlich besser fühlte, nahm er zu Fuß und per Jeep die Verfolgung seiner Begleiterinnen auf, weiß mangels Mobilfunks und zuverlässigen W-Lans allerdings nicht genau, wo sie sich befinden. Er bleibt schließlich auf halbem Weg zwischen Manang und den Tilicho Lake Base Camp zurück und wir versprechen, nach ihnen Ausschau zu halten; leider fanden wir sie im Base Camp nicht vor.

Wenige Kilometer vor dem Base Camp nimmt die Landschaft erneut neue, faszinierende Züge an: Bizarre Formationen ausgewaschener Felsen sprießen wie Bäume aus einem steilen Geröllhang empor. Der Weg durchzieht diesen Steilhang auf halber Höhe und ist teilweise nur eine Schuhbreite breit. Unsere Schritte lösen immer wieder Geröll, das daraufhin in den Abgrund abrutscht. Über mehr als einen Kilometer hinweg wechseln unsere Blicke stets vom Weg – um ja nicht daneben zu treten – auf den Hang über uns – um herabfallendes Geröll rechtzeitig zu erkennen. Glücklicherweise befinden wir uns am Südhang; der gegenüberliegende Nordhang ist schneebedeckt.

Das Tilicho Lake Base Camp besteht aus drei Hotels, die einige hundert Meter voneinander entfernt einsam in einem schroffen, unwirtlichen Nirgendwo liegen. Vor dem Fenster: Ein wenig karges Gestrüpp, aber vor allem Geröll, Felsen und schneebedeckte Gipfel. Der Gemeinschaftsraum ist mit einem Holzofen ein wenig beheizt, aber trotzdem sitzen wir zusammen mit den anderen 15 Trekkern dick eingepackt auf unseren Stühlen.

Wir lassen unnötige Ausrüstung im Base Camp auf 4100 m und beginnen am nächsten Morgen den Aufstieg zum rund 5000 m hoch gelegenen Tilicho Lake. Auf 4100 m liegt kaum Schnee (wenn, dann nur an Orten ständigen Schattens) und auch auf dem Großteil des Aufstieges liegt nur wenig Schnee, da auf einem Südhang gelegen. Der See liegt hinter einem Bergkamm, den man überschreiten muss und fast von einem Schritt auf den anderen läuft man in 30-cm-Tiefschnee. Um uns herum: Alles weiß. Wir haben mal wieder großes Wetter-Glück und die Sonne brennt auf die weiße Schneefläche, wo das Licht gleißend reflektiert wird und uns blendet. Es ist gar nicht besonders kalt, es weht kein Wind und es ist erstaunlich, wie der Schnee der Sonne trotzt und nicht einfach wegschmilzt.

Der Weg zum See führt durch ein mit Schnee gefülltes Tal in 5000 m Höhe, das links und rechts von Fünf-, Sechs- und Siebentausendern flankiert wird. So kennt man das von Mount-Everest-Dokumentationen; ein bisschen Bergsteiger-Feeling kommt auf. Schließlich erreichen wir den Tilicho Lake, der sich nur als perfekte, schneebedeckte Ebene zu erkennen gibt. Wir bleiben eine Stunde, machen Fotos und genießen das Gefühl in einer himmelsgleichen, strahlend weißen Umgebung auf dem Dach der Welt zu stehen.



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