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Im „Mittelgebirge“

Veröffentlicht am 30.03.2018, 19:19 Uhr in Manang, Nepal

Betreff: Chame – Manang


Die kleinen Dörfer hier im Tal, auf die man zum Übernachten und Mittagessen angewiesen ist, reihen sich in der Regel entlang der Straße auf. Abschnittsweise führt die Route daher zwangsläufig auf der Straße entlang. Wie man sich denken kann, hält sich der Verkehr glücklicherweise in Grenzen. Doch immer wieder zweigen kleine Trampelpfade von der Straße ab, mit denen man die Straße meiden kann. Viele Guides scheinen zu faul zu sein, die zusätzlichen Höhenmeter, die diese Trampelpfade verglichen mit der Straße mit sich bringen, in Kauf zu nehmen, und führen ihre Gruppen lieber die Straße entlang.

Auf einem Straßenabschnitt holt uns ein Träger einer anderen Wandergruppe ein und, das muss man so deutlich sagen, textet uns ohne Punkt und Komma zu. Er klagt, dass so viele Hilfsgelder nach dem Erdbeben 2015 nach Nepal geflossen seien, dass aber nichts dort ankomme, wo es hingehöre. Es werden keine Investitionen in die Infrastruktur getätigt und nicht einmal die Schäden des Erdbebens seien behoben worden. Das Geld versickere in den Taschen der Politiker, die im Luxus leben, während einfache Leute wie er als Träger arbeiten müssten. Zwischenfragen und Kommentare unsererseits werden gekonnt ignoriert und der Redeschwall wird fortgesetzt: Das Problem sei auch, dass die Nepalesen ein einfaches Volk seien und sich nicht für Politik interessierten. Sie läsen keine Zeitung und schauten keine Nachrichten. Sehr schlecht zu sprechen ist er auch auf die Inder: Ihr Einfluss sei sehr schlecht für Nepal, sie lockten nepalesische Frauen für ein kurzes Vergnügen nach Indien und ließen sie dann auf der Straße sitzen. Außerdem ginge es den Indern nur ums Geld. Die Chinesen kommen bei ihm deutlich besser weg. Tatsächlich trägt er auch das Gepäck chinesischer Touristen.

Die Straße endet in Manang. Zwischen Chame und Manang, das entspringt drei Tagen zu Fuß, ist mit 2500 bis 4000 m „Mittelgebirge“. Das heißt in diesem Fall, dass in diesen Lagen noch Nadelbäume wachsen, dass es mit kurzer Hose und T-Shirt aber doch zunehmend vorbei ist.

Die Kälte sucht uns vor allem nachts heim. Die Zimmer sind nicht gedämmt und in Upper Pisang, der Nacht hinter Chame, bestehen die Wände aus nicht mehr als ein paar dünnen, zugigen Holzbrettern. Abends schneit es dicke Flocken. Die Toiletten befinden sich in einem kleinen Häuschen neben dem Schlafgebäude, sodass man aus dem sowieso schon kalten Zimmer nach draußen muss, um zum Klo zu gelangen. In Upper Pisang gibt es sogar eine westliche Sitztoilette, allerdings ist diese bis zur Hälfte im Boden einbetoniert und daher maximal 30 cm hoch. Als wir aufwachen strahlt die Sonne vom Himmel und ein Großteil des Schnees ist schon wieder geschmolzen. Kalt ist es trotzdem. Wir frühstücken Pfannkuchen mit nepalesischem Honig und Marmelade aus Bhutan.

Die nächste Nacht, in Ngawal, verbringen wir immerhin in einem Steinhaus, was bereits deutlich wärmer ist, als die Bretterbude aus der Nacht zuvor. Am nächsten Morgen (heute) erwachen wir in einer Winterlandschaft. Aber das Wetter ist herrlich und bei strahlendem Sonnenschein können wir nach kurzer Zeit einige Kleidungsschichten wieder ablegen. So laufen wir unter blauem Himmel und nur in T- und Sweatshirt durch einen verschneiten Nadelwald.

Jetzt sind wir in Manang und uns erreichen Berichte von einem Meter Schnee am Tilicho Lake. Diesen See auf rund 5000 m wollen wir übermorgen, wenn es die Umstände zulassen, erreichen. Er ist ein wichtiges Zwischenziel und dient zudem der Akklimatation, vor dem Aufstieg auf den Thorong La Pass. Hinter Manang beginnt das „Hochgebirge“, ohne Vegetation, dafür mit Kälte und Schnee. Die Anzahl und womöglich auch die Qualität der Übernachtungsmöglichkeiten nimmt ab. Alles Bisherige war zum Warmwerden. Jetzt beginnt das eigentliche Abenteuer.



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