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Im Langtang-Valley

Veröffentlicht am 17.03.2018, 20:05 Uhr in Langtang, Nepal

Betreff: Syabru Bensi – Langtang


Sieben Stunden Busfahrt sind zwar lange, aber wir sind ja auch schon früh gestartet. So befinde ich mich schon nachmittags am Eingang des Langtang Valleys und mache mich gleich auf, die ersten Kilometer hinter mich zu bringen. 1500 m über dem Meeresspiegel ist es noch ziemlich warm in der Sonne: Ich steife mein Fleece und zippe meine langen Hosenbeine ab. In der Sonne und wenn es bergauf geht (was meist der Fall ist) komme ich ins Schwitzen.

Hier unten im Tal wächst noch recht dichter Wald und nur ab und zu erblickt man die strahlend weißen Gipfel von Sechs- und Siebentausendern am Ende des Tals. In diesem Tal gibt es keine weitere Zugangsmöglichkeit als den Trampelpfad, auf dem ich laufe. Entsprechend trifft man immer wieder auf Nepalesen, die gigantische Lasten aus Werkstoffen und Lebensmitteln das Tal hinauf oder Müll das Tal hinab tragen.

Aus der Ferne taucht hinter mir ein einsamer Wanderer auf und ich laufe ein bisschen langsamer, damit er mich einholen kann. Er stellt sich als eine Sie heraus, eine Britin, sieht jünger aus als 20, ist aber schon 33 Jahre alt.

Ein älterer Herr aus Wales kommt uns entgegnen und berichtet, dass es in Langtang (so ungefähr mein Zielort auf 3500 m, von wo aus ich wieder umkehren wollte) letzte Nacht 30 Zentimeter geschneit hat. Schon in Kathmandu bekam ich zu hören, dass es auch auf dem Annapurna-Circuit nicht so warm sein soll, wie ich dachte. Insofern betrachte ich diesen Langtang-Ausflug jetzt auch mal als Temperaturtest. Bisher, also bis 2000 m, alles im grünen Bereich.

Eine Stunde vor Sonnenuntergang kommen wir an eine Lodge und beschließen über Nacht zu bleiben. W-Lan gibt's leider nicht – daher konnte ich mich gestern auch nicht melden – aber es gibt eine warme Dusche dank eines an eine Gasflasche angeschlossenen Durchlauferhitzers.

So ganz hundertprozentig glücklich bin ich mit meiner britischen Begleitung noch nicht. Nicht nur, dass ich mir mit meinem Englisch gegenüber einer Muttersprachlerin etwas dumm vorkomme – vor allem dann, wenn ich sie nicht verstehe –, sie ist mit 33 Jahren halt doch auch nicht mehr ganz in meinem Alter und das merkt man schon irgendwie.

Am nächsten Tag (also heute Morgen) starten wir dennoch gemeinsam. Über unsere Köpfe springt eine Gruppe Affen durch die Bäume und wir treffen auf Wanderer aus Neuseeland, die sogar einen Kleinen Panda gesehen haben wollen (nicht zu verwechseln mit einem kleinen Großen Panda). Wir halten danach Ausschau, aber wir sehen leider keinen.

Wir wandern zwar im Tal, dennoch geht es fast die ganze Zeit verdammt steil bergauf. Das ist definitiv kein lockeres Wandern, sondern eher ein sich-den-Berg-hochschleppen. Jeder Schritt fällt schwer. Meinen Knien geht's tatsächlich prima, aber meine Hüften scheinen weniger erfreut, dass bis zu 13 Kilo Gepäck auf ihnen lasten. Ich trinke viel, um den Kopfschmerzen vorzubeugen, die in großer Höhe gerne mal entstehen, und muss deswegen ständig pinkeln.

Nach dem Mittagessen auf 3000 m ziehe ich mir mein Fleece über und bald darauf verschwindet die Sonne hinter den umliegenden Gipfeln. Wir laufen bereits seit einigen Kilometern oberhalb der Baumzone und kühler Wind bläst durch das Tal. Die ehemals gleißend weißen Gipfel sind zunehmend in Wolken gehüllt. Ich zippe meine Hosenbeine wieder an und packe Regenjacke (gegen den Wind), Mütze und Handschuhe aus. Damit lässt es sich bis zu unserer Unterkunft auf 3500 m sehr gut aushalten.

Mittlerweile bin ich wieder recht froh, um meine britische Begleitung. Wir sind jetzt ja auch nicht von morgens bis abends nebeneinander hergelaufen. Man trifft sich ab und zu im Laufe des Tages und vor allem in den Lodges ist's schon echt angenehm, nicht der einzige Touri zu sein und nicht alleine essen zu müssen.

Auf den letzten Metern setzt leichter Schneefall ein, aber viel liegen bleibt nicht. Neunzehn Kilometer und 1500 Höhenmeter haben wir von heute in den Knochen. Der Preis für die Plackerei ist ein Geschenk des Himmels: Wir befinden uns im Tip-Top-Guesthouse, das seinem Namen alle Ehre macht: Es ist ein solides Steinhaus mit richtigen Toiletten zum Hinsitzen und einem Holzofen im Dining Room. Und Wifi! Es ist ein unbeschreiblich tolles Gefühl der vollständigen Erschöpfung.

Die nächsten Tage dürften nun aber auch relativ entspannt werden: Noch drei Kilometer, dann erreichen wir unser höchstgelegenes Guesthouse auf 3900 m. Dort können wir morgen unser Gepäck lassen und uns dann an der Besteigung des 4400 m hohen Kyanjin Ri versuchen. Mal sehen, ob es das Wetter zulässt, mal sehen, wie hoch wir kommen. Alternativ gibt es auch noch einen See, zu dem man spazieren kann.



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