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Bielefelder Kosovaren

Veröffentlicht am 30.07.2013, 21:38 Uhr in Pristina, Kosovo

Betreff: Prizren – Pristina, Kosovo


Wir verlassen Prizren noch am Mittag in Richtung Kosovos Hauptstadt Pristina. Entlang der Hauptstraße hat sich kilometerlang Industrie angesiedelt, das heißt Staub und Verkehr und kein wirklicher Spaß für uns. Wir sind froh, als die Straße endlich die Autobahn kreuzt und der Verkehr abnimmt.

Schließlich verlassen wir dennoch die Straße, um in einigen kleineren Orten einen Schlafplatz zu finden. Wir fahren eine ungeteerte Straße in eine Ansammlung von ein paar Häusern hoch, ganz oben aus dem letzten Haus kommt gerade ein Mann mit einer Ukulele raus. Wir fragen ihn, ob wir auf seinem Grund schlafen können. Er überlegt lange und schlägt uns das Hostel vor, dass es hier in einiger Entfernung geben soll. Wir wollen aber kein Geld ausgeben. Wieder überlegt er und lehnt schließlich ab. Wir fahren wieder zurück, unsere Ankunft scheint mittlerweile das halbe Dorf aufgeweckt zu haben. Lange wird diskutiert, wo man uns hinstecken könnte, wir verstehen aber kein Wort.

Schließlich führt man uns auf eine große Wiese, die an ein weiteres Haus angrenzt. Davor steht ein Mann, der nun auch mitdiskutiert. Ihm scheint die Wiese zu gehören. Plötzlich bemerken wir, dass neben dem Haus ein Auto mit Bielefelder Kennzeichen steht. Wir fragen, ob er aus Deutschland kommt. Nein, er kann kein Deutsch, aber er holt einen Jungen, kaum älter als wir. Der kann beinahe akzentfreies Deutsch und übersetzt für den Mann, seinen Großvater. Ja, wir können hierbleiben.

Der Großvater wohnt hier, sein Sohn und seine Enkel wohnen in Bielefeld und besuchen ihn in den Sommerferien. Wir bauen unser Zelt auf, die Familie sitzt ein wenig entfernt im Kreis. Zum Abendessen (wie immer Brot mit Aufstrich und Wasser) wollen wir uns zu ihnen setzen. Der Vater lädt uns jedoch ins Haus ein, wo wir uns im Wohnzimmer an ein Tisch setzen können. Die Familie isst nichts, es ist Ramadan. Die Bielefelder halten sich zwar nicht an diese Regel, essen aber erst später mit dem Großvater. Dass wir schon essen, ist daher kein Problem.

Als eine der ersten Handlungen wird der Fernseher eingeschaltet, deutsches Fernsehen, ein Hoch auf die Satellitentechnik. Doch wir sind ein wenig enttäuscht als nur auf übelstes RTL II Trash TV geschaltet wird. Aber wir werden noch mit Tee, Käse und Gurken aus dem Garten verwöhnt und beschweren uns nicht.

Am nächsten Morgen fragt uns der Vater ob wir nochmal Tee oder Milch wollen. Ja, das wäre klasse, sagen wir. Der Vater schickt seine Frau los, sie solle Tee kochen und Milch holen. Ja, nicht das erste Mal … der Mann lädt uns ein, die Frau hat die Arbeit. Und wenn wir uns dann in Richtung Frau bedanken (die uns das Essen/Trinken selten selbst überreicht) sagt der Vater „Bitte“ …

Vor Pristina wartet noch auf über 20 km eine autobahnähnliche Straße auf uns, diesmal wenigstens mit Seitenstreifen. Der Verkehr, Lärm und Staub ziehen an den Nerven. Kurz vor der Stadt wird allerlei verkauft, zum Beispiel lebende Hühner, an den Beinen zusammen gebunden auf dem Boden liegend. Das zerrt auch an den Nerven. Wir sind froh als wir die Innenstadt erreichen.

Pristina erinnert irgendwie an deutsche Städte mit ihrer breiten Fußgängerzone und ihren teilweise modernen Gebäuden. Was besonderes ist jedoch wenig dabei. Die (mehr oder minder) berühmten „NEW BORN“ Buchstaben scheinen sich beinahe dafür zu entschuldigen, die Stadt ist erst seit ein paar Jahren Hauptstadt …



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